Zwischen 8 und 10 Jahre steht ein stolzer Weihnachtsbaum auf der Kultur, bevor er für seine eigentliche Aufgabe geerntet wird. Dabei durchläuft so ein Baum mehrere Lebensabschnitte. Alles beginnt zunächst mit der Zapfenernte in Georgien und Russland, wenn es sich um Nordmanntannen handelt. Sind es Blaufichten oder Frasertannen, dann kommen die Samen aus Amerika. Hier erklären wir die einzelnen Produktionsschritte, um einen qualitativ hochwertigen Weihnachtsbaum zu produzieren.
Zapfenernte und Samen
Aus den Pflückländern kommen die Samen nach Europa – von Saatguthändlern exportiert. Die Keimfähigkeit der Samen wird protokolliert und entscheidet über die Qualität. Zertifizierte Samenhändler achten auf den entsprechenden Umgang mit der Ware. Meist werden die Samen bei ihnen stratifiziert, das heißt in einen Zustand kurz vor Keimung gebracht, und schließlich an die Baumschulen verkauft.
Babypflanzen im Freiland
Stratifiziert kommen die Samen bei den Baumschulen in die speziellen Saatbeete oder in Jiffy-Trays. Hier werden sie gut mit Nährstoffe versorgt und wachsen rasch zu Sämlingen ran. Der Baumschuler achtet stark darauf, dass sich in der Kinderstube der Weihnachtsbäume keine Unkräuter und Krankheiten ausbreiten.
Kinderstube in der Baumschule
Die Pflege der jungen Pflänzchen entscheidet über die Qualität. Bilden die Jungpflanzen gute Feinwurzeln, dann wachsen sie zügig voran. Nach dem zweiten Lebensjahr werden sie meist verschult. Das heißt, sie werden unterschnitten und voneinander getrennt und in andere Beete gepflanzt, sodass die Pflänzchen mehr Platz haben, um sich zu entwickeln. Zweijährige Jiffy-Pflanzen gehen schon in den Verkauf. Im dritten Lebensjahr werden die meisten Pflanzen verkauft.
1/0 Pflanze ein Jahr im Saatbeet gewachsen, nicht verschult
2/0 Pflanze zwei Jahre im Saatbeet gewachsen, nicht verschult
3/0 Pflanze drei Jahre im Saatbeet gewachsen, im Alter von zwei Jahren ausgedünnt, nicht verschult
2/1 Pflanze zwei Jahre im Saatbeet gewachsen und ein Jahr im Verschulungsbeet
2/2 Pflanzezwei Jahre im Saatbeet gewachsen und zwei Jahre im Verschulungsbeet
Das Baumleben in der Kultur
Gerne kaufen deutsche Weihnachtsbaumproduzenten 2/1er Pflanzen, weil sie meinen, durch den Unterschnitt und das Verschulen, bekommen die Jungpflanzen mehr Feinwurzelanteil. Andere pflanzen lieber 3/0er, und meinen, dadurch, dass sie keinen Umpflanzschock im Verschulungsbeet bekommen haben, seien die Jungpflanzen stärker. Viele Produzenten pflanzen im Frühjahr. Einige Weihnachtsbaumerzeuger bevorzugen die Herbstpflanzung wegen der Gefahr der Frühjahrstrockenheit. Viele installieren für ihre Bäume Bewässrungsanlagen, sodass diese beregnen, wenn Spätfrost- oder auch Trockenheitsgefahr ansteht. Eine weitere Gefahr bilden Schädlinge, wie Tannentrieblaus, Gallmilben oder Rüsselkäfer, sowie diverse Pilzinfektionen. Mit punktuellen Insektizid- und Fungizideinsätzen wird hier Abhilfe geschaffen. Regelmäßig muss gerade in jungen Jahren das Unkraut beseitigt werden, um die Nährstoff- und Wasserkonkurrenz im Zaum zu halten. Hier setzen einige Produzenten auf Shropshire-Schafe, andere auf den manuellen Einsatz vom Mähwerk oder Hackmaschinen und wieder andere setzen auf Herbizide.
Harmonie und Symmetrie
Neben der Unkrautbekämpfung und Düngung ab dem ersten Standjahr beginnen ab dem vierten Kulturstandjahr meist die Pflegearbeiten mit der Bescheidung des Stumpfes. Diesem folgt oftmals schon im selben oder im folgenden 5. Standjahr der Formschnitt. Hier bekommt die Tanne oder auch die Fichte einen Grundschnitt, damit sie harmonisch und in Symmetrie weiter wachsen kann. Oftmals muss ein Produzent nach Spätfrösten im Mai oder Juni Korrekturschnittmaßnahmen durchführen, um die Schäden an den jungen Trieben zu beseitigen. Wer einmal mit dem Schneiden angefangen hat, muss in den nächsten Jahren die jungen Triebe des obersten Kranzes kürzen. Das macht man, in dem man die Triebspitzen abknickt.
Terminaltriebregulierung
Meist im 5. oder 6. Standjahr erfolgt auch die erste Verkürzung des Terminaltriebes, damit der Leittrieb nicht so extrem hoch hinaus wächst und der Baum keine so großen Abstände zwischen den Astkränzen bekommt. Dies kann man manuell mit der Top-Stopp-Zange machen oder chemisch mit dem erlaubten Mittel Camposan.
Ernte in der Kultur
Ist der Baum verkaufsfertig und hat alle Risikofaktoren überlebt, dann wird er in der Kultur im Juli oder August des Verkaufsjahres entsprechend seiner Qualität etikettiert, Ende November oder Anfang Dezember geerntet. Viele arbeiten hier mit der Motorsäge. Andere setzen hier ihren Portalschlepper ein oder eine motorbetriebene einachsige Erntemaschine wie den WB-Cutter. Nach dem Schlagen gasen die Bäume ein oder zwei Tage aus, werden dann eingenetzt, nach Etikettenfarbe sortiert und palettiert sowie für den Transport parat gestellt.
Fertig für den Abtransport
Auf dem Umschlagplatz werden die geernteten Weihnachtsbäume, wenn sie nicht schon eingenetzt sind, genetzt, nach Etikettenfarbe sortiert und palettiert. Fertig in Paletten gestapelt warten sie auf den Abtransport. Weihnachtsbaumproduzenten, die ab Hof verkaufen, lagern ebenfalls ihre Bäume, damit sie jederzeit für ihre Kunden Nachschub haben.
Der Verkauf
Auf dem Verkaufsplatz wartet der Baum darauf, dass er ausgewählt wird, um dann im Wohnzimmer im romantischen Kerzenschein für den festlichen Glanz zu sorgen. Die Arbeit ist für den Verkäufer hart. Bei Wind und Wetter steht er draußen am Stand, hat nass-kalte Hände und eisige Füße. Das sollte man zu schätzen wissen, wenn man sich für sein gemütliches Heim einen Weihnachtsbaum kauft. Wir wünschen allen ein frohes