aus dem Journal

Wer suchet, der findet?

Wer suchet, der findet?

Wenn eine Königin ihren Ring sucht, sind die Ritter zu ihrer Rettung nicht weit. Der Klassiker aus einem Mantel- und Degenfilm in die Neuzeit transformiert, findet sich wieder in der Ringsuche der Laura Stegemann, der amtierenden Weihnachtsbaumkönigin. Ihr zur Hilfe kamen die zwei Sondengänger Carsten Konze und Markus Brüche mit ihren Metalldetektoren. Und wenn wir schon von Film sprechen: ein Kamera-Team vom TV-Sender Kabel Eins hat alles aufgezeichnet.

Die Luft schwirrte, und das nicht nur, weil es warm und stickig in der Weihnachtsbaumkultur auf dem Hof Stegemann in Steinfurt war. Nein, es knisterte und kribbelte, weil sich auf dem Elternhof der aktuellen Weihnachtsbaumkönigin Laura sehr interessante Besucher einfanden – zum einen die Schatzsucher Carsten Konze und Markus Brüche sowie zum anderen ein Fernseh-Team von Kabel Eins.

Vor einigen Monaten war die 22-jährige amtierende Weihnachtsbaumkönigin Laura Stegemann in heller Aufregung. Sie hatte den Goldring, den ihr ihre Oma Anne Temming zum Abitur geschenkt hatte, verloren. Es ist ein Fa­milienerbstück, das schon der Uroma gehört hatte. „Ich weiß nicht genau, wo ich ihn verloren habe“, berichtete Laura Stegemann. Alles hatte sie im Haus abgesucht. Aber nichts gefunden. Nach und nach vermutete sie, dass der Ring irgendwie in der Weihnachtsbaumkultur verloren gegangen sein müsste. „Vielleicht hatte ich vergessen, den Ring abzunehmen. Vielleicht hatte ich kalte Hände, als ich die Top-Stopp-Arbeiten gemacht habe. Ich weiß es nicht.“ In ihrer Verzweiflung erinnerte sie sich daran, dass sie im Nadel Journal mal von einem Schatzsucher gelesen hatte. Also blätterte sie die Hefte durch und fand den Artikel in der Ausgabe 1-2019. Damals berichteten wir darüber, wie Carsten Konze in der noch jungen und neuen Nadel-Journal-Weihnachtsbaumversuchskultur Hinweise aufspürte, die belegten, dass sich im Zweiten Weltkrieg hier die Westfront befand.

Laura Stegemann recherchierte weiter, sie googelte Carsten Konze und fand seinen 35.200-Abonnenten starken YouTube-Channel  „German Treasure Hunter“. Der Zufall wollte es, dass Carsten Konze, der in der Sondler-Szene einer der bekanntesten Schatzsucher in Deutschland ist, auf seiner Facebook-Seite einen Aufruf für einen interessanten Suchauftrag gestartet hatte. Ein Fernseh-Dreh mit Kabel Eins stand an, den er zusammen mit seinem Sucher-Kumpel Markus Brüche, dem Original Kölsche Schatzsucher, machen wollte. „Schön wäre ein verlorener Ring oder Schmuck oder Dinge, die vergraben wurden. Wir freuen uns über jeden Hinweis oder konkreten Suchauftrag! Danke an alle, die helfen!“

Laura Stegemann wandte sich ans Nadel Journal und wir vermittelten den Kontakt. Schließlich: mehr Werbung für natürliche Weihnachtsbäume kann man wohl nicht machen, wenn eine Königin in ihrem Heer von grünen Nordmännern einen Ring sucht und zwei verwegene Ritter ihr heldenhaft zur Hilfe eilen. Kabel Eins fand die Geschichte drehwürdig und so war Mitte August dann der Drehtag angesetzt für einen 20-minütigen Beitrag in der TV-Reihe „Abenteuer Leben am Sonntag“ (Sendetermin: Kabel Eins, 22. November 2020 um 22 Uhr). Leider wurde die Sendung kurzfristig verlegt in den Januar 2021. Sobald wir mehr wissen und den genauen neuen Sendetermin kennen, werden wir diesen im Nadel Journal und auf unserer Facebook-Seite mitteilen.

Alle wurden verkabelt und los ging es: Laura Stegemann natürlich im Hofstaat-Gewand mit Zepter und Schärpe. „Laura beschrieb uns genau, wie der Ring aussah. Das half uns dabei den Leitwert des Metalls leichter zu definieren“, erklärte Carsten Konze. Nun, so hat ein 333er Goldring mit einem hohen Kupferanteil einen höheren Leitwert als ein 750er Goldring mit geringen Legierungspartnern. Sprich: Um so reiner das Gold ist, um so kleiner der Leitwert. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, wenn zum Beispiel dem Gold ein höherer Anteil Silber beigemengt wurde. Nun, der Ring von Laura Stegemann hat mindestens 90 Jahre auf dem Buckel, so war die Annahme, dass er aus relativ reinem Gold bestand.

Die Suche begann. Das Fernseh-Team war den beiden Sondengängern, wie die Metalldetektor-Schatzsucher auch genannt werden, dicht auf den Fersen. Systematisch, Schritt für Schritt, gingen Carsten Konze und Markus Brüche voran. Das abgestorbene Unkraut ignorierten sie. Die kleinen und großen Nord­männer hatten sie im Blick und wunderten sich, dass an manchen knubbelige braune Zweig­bü­schel­chen hingen. Laura Stegemann er­klärte: „Leider hatten wir in diesem Jahr Spätfrost. Die Nordmanntannen waren im Mai rund um die Eisheiligen schon ausgetrieben und nachts sanken die Temperaturen unter null Grad Celsius.“ So ist es also, Heilige, auch wenn sie ihr Unwesen treiben, machen nicht Halt vor einer Königin mit einer Armee aus grünen Weihnachtsbäumen. Die jungen Triebe waren erfroren.

Carsten Konze bewegte seinen rech­ten Arm mit der Metalldetektor-Verlängerung hin und her. Sein Kopf gesenkt, sein Blick konzentriert. Über der linken Schulter lag, wie immer, lässig ein kleiner Spaten. Zu hören: nur die Töne des Metalldetektors. Eisen ist tiefdunkel, Silber ist hell. Plötzlich ein klares Piepen. In seinem Gesicht war freudige Erwartung zu lesen. Er hockte sich runter zum Boden, wühlte mit den Händen zielstrebig in der Erde. Mit seinem kleinen Metalldetektor, einem Pin-Pointer, bohrte er in einem Dreckklumpen. Die Spannung im Gesicht von Markus Brüche war nicht zu übersehen. Er zerbröselte die Erde und dann die Freude: „Es ist etwas silbrig Glänzendes.“ Er säuberte provisorisch den Gegenstand weiter. Ungläubig blickte er drauf: Zwar keinen goldenen Ring, den er gefunden hatte, aber eine 10-DM-Gedenkmünze aus echtem Silber. „Das ist ein klassischer Glücksbringer gewesen, den man in den 1980er-Jahren im Portemonnaie bei sich trug“, erklärte Carsten Konze. Das Prägedatum der Münze war 1988, ob sie in diesem Jahr oder später verloren ging, das kann die Münze nicht erzählen, aber ein faszinierender Fund war es allemal.

Damit hatte das Fernseh-Team auch nicht wirklich gerechnet, dass der Boden solche Schätze aufbewahrt und war bezaubert – genau wie Laura Stegemann. „Wenn wir die Suche direkt am Hof gemacht hätten, hätten wir wahrscheinlich noch viel mehr gefunden“, sagte sie hinterher und verwies lachend darauf, dass der Hof, soweit es Familie Stegemann nachvollziehen kann, 550 Jahre alt und seitdem auch in Familienbesitz ist….

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