aus dem Journal

Der Boden ist der Schlüssel

Der Boden ist der Schlüssel

Bodenmilieu, -struktur und -chemie beeinflussen die Nährstoffaufnahme der Pflanze. Für ein optimales Pflanzenwachstum sorgt ein humusreicher Boden, der von Natur aus nährstoffreich ist. Doch fruchtbarer Boden geht jede Sekunde verloren.

Der Boden ist nach den Ozeanen und den fossilen Energieträgern der drittgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Er spielt also eine wichtige Rolle im Klimageschehen – und nicht nur bei den Weihnachtsbäumen. Im Humus und im Bodenleben ist mehr Kohlenstoff gebunden als in der Atmosphäre und in der Vegetation zusammengenommen. Böden speichern zudem Regenwasser. Damit fangen sie Starkregen auf und füllen die Grundwasservorräte. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion ist direkt vom Boden abhängig. Zugleich gehen weltweit jährlich Bodenflächen, etwa von der Größe Italiens, verloren. Laut UN verlieren wir pro Minute eine Fläche von rund 30 Fußballfelder – unter anderem durch die industrielle Landwirtschaft. Bodenerosion, Verschmutzung der Gewässer oder Verluste an Artenvielfalt entstehen, wenn man nicht verantwortungsbewusst mit dem Boden umgeht. Der Boden, sprich der Humus, ist unsere Lebensgrundlage – hängt doch von einem fruchtbaren Boden der gesamte Lebenszyklus der Pflanzen, Menschen und Tiere ab. Alle Menschen müssen essen und trinken – wichtiger noch, als einen schönen Christbaum im Wohnzimmer zu haben.

Noch immer ist Österreich das Land mit dem höchsten Bodenverbrauch in Europa. Um auf diese alarmierende Entwicklung aufmerksam zu machen, unterstützt die österreichische Anwältin Dr. Gertrude Brinek die Kampagne „Bodenlos macht brotlos, arbeitslos…“ der Österreichischen Hagelversicherung auf www.boden­los.info. „Der rasante Bodenverbrauch gefährdet den einzigartigen Natur- und Lebensraum in Österreich. Neben der Schönheit Österreichs leiden aber auch die Wirtschaft und die Lebensmittelversorgung unseres Landes. Denn Boden ist die Grundlage für die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln. 500.000 Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette hängen von der endlichen Ressource Boden ab. Daher darf dieses begrenzt vorhandene Kultur-Gut nicht fahrlässig und unüberlegt zerstört werden.“ Hier geht es um Neubauten von Siedlungen und Straßen. Doch einer der Hauptverursacher für den Bodenverlust ist die agroindustrielle Produktion selbst.

Die Buchautoren Ute Scheub und Stefan Schwarzer weisen in ihrem Buch „Die Humusrevolution – wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“ genau darauf hin. Mehr noch, sie fordern auf, endlich aktiv zu werden. Die Botschaft des Buches: „Der Stopp der Klimakrise und die Regeneration der planetarischen Ökosysteme binnen weniger Jahrzehnte ist möglich – einfacher und schneller, als die meisten annehmen.“ Aber nicht nur, dass das Autoren-Team auffordert, etwas zu tun, sie nennen auch die Möglichkeiten, wie man es verbessern kann. Und der Boden ist der Schlüssel. „Hu­mus­auf­bau entzieht der At­mos­phäre Treib­haus­gase, macht den Boden fruchtbar, sichert die Ernährung, erneuert das Grund- und Trinkwasser, sorgt für gesunde Pflanzen, Tiere, Menschen, regeneriert ganze Landschaften, drängt Versteppung und Verwüstung zurück, schafft Millionen sinnvolle Arbeitsstellen“, steht im Klappentext des Buches geschrieben. Sprechen die beiden Autoren von Treibhausgasen, meinen sie den Kohlenstoff. Dieser spielt für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und eines gesunden Bodenlebens eine zentrale Rolle. „Mit Humusaufbau kann man nicht nur das Klima positiv beeinflussen, sondern auch bessere Ernten erzielen.“ Die beiden Autoren Ute Scheub und Stefan Schwarzer fordern einen Ersatz der Agroindustrie durch regenerative Agrikultur und einen Ersatz der fossilen Energien durch regenerative, denn sie sehen ganz klar, dass die Menschheit in Gefahr ist.

„In einer Handvoll gesunder Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf dem Planeten, in einer Handvoll agroindustriell behandeltem Boden hingegen nur noch einen Bruchteil davon. … Je mehr sich die agroindustrielle Produktion global ausweitet, desto gefährdeter sind Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit und damit unsere Ernährungssicherheit“, schreiben die beiden Autoren. Und die negativen Auswirkungen sind vielfältig. Beispielsweise schrieb ein Leser dem Nadel Journal: „Wenn Sie, wie ich, schon einmal vor einem Bienenvolk standen und hunderte Bienen vor dem Bienenkasten lagen und von Unkraut-Spritzmittel aus der Landwirtschaft (Nachbarschaft) dahinsiechen sahen, dann kann man nur jeden darauf hinweisen, dass es nicht mehr so weiter gehen kann.“ Die naturnahe Produktion eben auch für die Weihnachtsbäume wird mehr und mehr gefordert – sowohl vom Endkunden als auch von Ketteneinkäufern sowie vom Wiederverkäufer. Oder warum entstehen Verkaufssiegel, wie PEFC für Weihnachtsbäume oder Bayerische Qualität?

Zurück zum Boden, der auch für die Weihnachtsbaumproduktion die Basis des Erfolgs ist. Was kennzeichnet also einen guten Boden und wie erkennt man ihn? Die Autoren stellten diese Frage in ihrem Buch „Humusrevolution“ dem Agraringenieur Dietmar Näser aus dem sächsischen Neustadt, der mit seiner Beraterfirma „Grüne Brücke“ dem Boden helfen will. „Ein guter Boden ist vor allem ein belebter Boden, den man erstens an einer Krümelform erkennen kann, welche zwei bis vier Millimeter große runde Aggregate, sogenannte Krümel, formt. Zweitens an einer netzartigen Struktur aus Krümeln und Wurzeln, welche das gesamte Gefüge zusammenhält. Drittens an einem angenehmen Braunton und einem in der Regel gleichmäßigen Farbverlauf von oben nach unten ohne Flecken. Ein weiteres Merkmal ist der Geruch. Ein belebter Boden riecht immer, während unbelebte Böden geruchslos sind … Gute Böden sind nicht abhängig von der ursprünglichen mineralischen Zusammensetzung, sondern vom Bodenleben……

veröffentlicht "Titelthemen"