aus dem Journal

Positive Ergebnisse bei Praxis-Versuchen

Positive Ergebnisse bei Praxis-Versuchen

Mittlerweile zum vierten Mal gab es einen Feldtag im österreichischen Großrust-Mittermerking auf dem Hof von Hans Fischer nahe St. Pölten. Und wieder stand natürlich die Terminaltriebregulierung im Vordergrund. Es gab Versuchsergebnisse zu ConShape, Tipps zur Anwendung von Dirabel und Kulturbesichtigungen. Kein Wunder, dass mit 300 Besuchern die Christbaumtagung abermals sehr gut besucht war und sich im Kalender zu einem festen Termin etabliert.

Viele Produzenten machen den Stumpfschnitt im März als erste Maßnahme des Jahres, dann erst ist die Form dran. So erfolgt es auch bei Hans Fischer in Österreich, der anlässlich der Thematik „Schneiden und Terminaltriebregulieren“ Anfang Mai einen Feldtag organisiert hat. Seit vergangenem Jahr praktiziert er die neue baumschonende Schnitt-Technik, die Lars Madsen bereits letztes Jahr vorgestellt hatte und mit seiner Weihnachtsbaumakademie unter anderem auch lehrt. Hier wird nicht mehr der sogenannte Zungenschnitt gemacht. Lars Madsen empfand dabei immer, dass der Baum müde aussähe, wenn ihm der starke obere Zweig an der Zweigvergabelung weggeschnitten wird. So haben es auch Hans und seine Tochter Natalie Fischer wahrgenommen. Und die Verkürzung war auch nicht gar so gravierend. Bei dem diesjährigen Feldtag präsentierten sie die Bäume, welche sie vergangenes Jahr mit der neuen Schnitttechnik bearbeitet hatten – und die etwa 300 Feldtag-Gäste konnten nur bestätigen, dass die Bäume vital und gut geformt aussahen. Die Philosophie heißt: „So wenig wie möglich schneiden.“ In der Demons­tration an den Bäumen zeigte Schwiegersohn Christopher Leuchtenmüller, wie man schneidet. Letztendlich ist das ein Schnitt mit der Gartenschere, wie Felco oder die „Wunderschere“ der Firma Garten Primus GmbH, bei dem man die Spitzen des Baumes so schneidet, dass man den harmonischen Aufbau des Baumes erhält. Meist ist der Baum dann nicht wirklich deformiert, hat aber den einen oder anderen Seitentrieb zu lang, ist an einer Stelle zu dicht oder es stellen sich Zweige ungewollt auf, dann kann man mit der Schere gezielt den einen oder anderen Zweig herausnehmen. Man sollte nur darauf achten, so zu schneiden, dass die Schnittstelle nach unten zeigt. Zeigt diese nach oben, ist die Stelle für den Betrachter später beim Baumkauf vielleicht störend. Eine nach Norden liegende Knospenanlage unterhalb der Schnittstelle am Zweig ist hilfreich, damit der Baum die Stelle gut umwachsen kann.  „Wenn man den Mitteltrieb heraus­nimmt, sieht man die Schnittstelle sehr deutlich und der untere nicht ganz so stabile Ast bildet fast soetwas wie einen Teller“, erklärte Natalie Fischer. Und auch dann blickt man direkt auf die Stelle.

Eine schöne Form beinhaltet natürlich auch eine homogene zum restlichen Baum passende Terminaltriebspitze. Und die Terminaltriebregulierung ist auch der eigentliche Grund, warum so viele Teilnehmer zum Feldtag auf dem Hof von Hans Fischer kamen. Hans Fischer war es, der sich vor drei Jahren stark dafür einsetzte, dass in Österreich die Alpha-Naphtylessigsäure für die Terminaltriebregulierung mit einer Notfallzulassung genehmigt wurde und seit vergangenem Jahr eine Hauptzulassung hat – wie auch in diesem Jahr in Deutschland. „Es ist gerade für mittlere Betriebe eine Möglichkeit, um perfekte Bäume zu machen und konkurrenzfähig zu bleiben gegenüber Discounterbäumen“, erklärte Hans Fischer und betonte: „Mit einem Wuchshemmpräparat, mit dem Wirkstoff Alpha-Naphtylessigsäure, produzieren wir einen konsumentengerechten Baum. Das Mittel bewirkt eine Verringerung der Zellstreckung. Dadurch wird die Terminale schneller fest und reift früher aus.“ Zudem, so Hans Fischer, sei die Terminale weniger Winterfrost gefährdet und es kämen mehr Internodienknospen – sowohl an der Terminale als auch am obersten Astkranz.

Klar, dass viele Produzenten schon seit Jahren ab dem vierten spätestens ab dem fünften Standjahr die Terminaltriebe regulieren, um einen harmonischen Baumaufbau zu erhalten. Ohne Behandlung kann die Terminale 15 bis 20 Millimeter pro Tag wachsen. Da der Einsatz der Top-Stopp-Zange ein wenig Fingerspitzengefühl benötigt sowie bei wüchsigen Wetter nicht gar so gut wirkt, hoffte man in Deutschland und Österreich auf eine Hauptzulassung der Alpha-Naphthylessigsäure. Und seit vergangenem Jahr ist es tatsächlich soweit. Während man in Österreich das NAA-Mittel Dirabel einsetzen darf, stehen in Deutschland gleich zwei NAA-Produkte zur Verfügung: das Fixor 100 SL und Proagro NAA SL.

Der Däne Steen Sørensen hat vor 20 Jahren die Wirkung der Alpha-Naph­thylessigsäure auf Nordmann-Terminale entdeckt. „Wenn wir beobachten, wie der Baum wächst, sollte man zwei Dinge beachten: die Zellteilung und die Zellstreckung“, sagte er vergangenes Jahr und beschrieb auf einer Informationsveranstaltung auf dem Hof Püning in Everswinkel, wo die Nadeln an der Terminale sitzen. „Unten am Haupttrieb sitzen die Nadeln eng beieinander, je höher man schaut, desto weiter ist der Nadelabstand.“ Auch sei die Terminale, je höher sie wächst, immer schmaler, denn die Zellstreckung sei dort am längsten aktiv. Diese pflanzenphysiologischen Eigenschaften im Hinterkopf machte er in den Jahren 1995 bis 1997 viele Versuche und bemerkte, dass die Alpha-Naphthylessigsäure auf die Zellteilung wirkt. „Die Alpha-Naphthylessigsäure mindert die Zellteilung, stoppt sie jedoch nicht“, so Steen Sørensen weiter. „Je kälter und nasser es wird, je mehr Zellteilung haben wir. Das heißt, je kühler es ist und je weniger die Sonne scheint, desto länger ist der Bremsweg. Das liegt daran, dass das Cytokininhormon von der Pflanze stärker produziert wird, wenn es kühl ist“, erklärte der fachkundige Däne. Cytokinine fördern das Streckungswachstum einer Pflanze und stimulieren die Zellteilung. Normalerweise sagt man, dass das Wachstum der Terminale am 20. Juli beendet ist. Bei dem trockenen Sommer des vergangenen Jahres passte das dann auch wieder besser. Versuche zeigten, dass das NAA nicht von der Nadel aufgenommen wird. ….

…. Vor zwei Jahren trat ein weiteres Mittel in Erscheinung, was eine stark wuchshemmende Wirkung hat: das ConShape mit dem Wirkstoff Abscisinsäure. Das Mittel war erstmalig aufgrund einer Notfallzulassung in Dänemark und Österreich genehmigt worden und soll jetzt ganz aktuell in Österreich noch im Mai eine Zulassung erhalten. In Deutschland ist es noch nicht zugelassen (Anmerkung: erstmalig in Deutschland dann in 2020 mit Notfallzulassung).

veröffentlicht "Pflanzen & Pflege", "Sonderthemen"